Häufig taucht die Frage auf: „Schreibt man eigentlich noch ‚Sehr geehrte Damen und Herren‘, ‚Sehr geehrter Herr Becker‘ oder ‚Sehr verehrte Frau Müller‘? Die Zeiten, in denen wir den Briefempfänger ‚geehrt‘ oder gar ‚verehrt‘ haben, sind doch vorbei, oder? Kann ich nicht einfach ‚Hallo, Herr Becker‘ schreiben?“
Tatsächlich waren lange Zeit im „seriösen“ Geschäftsbrief nur sehr wenige Anreden akzeptiert und üblich, doch das hat sich geändert. Heute gilt: Denken Sie an den Empfänger, sprechen Sie ihn an und stellen ihn in den Mittelpunkt; er soll sich freundlich und höflich angesprochen fühlen. Somit hängt die Anrede natürlich auch davon ab, wie eng Ihr Kontakt zu dem Empfänger ist. Zum Beispiel setzt die Anrede „Lieber Herr Becker“ voraus, dass Sie sich recht gut kennen und bereits einen engeren persönlichen Kontakt haben.
Weit verbreitet hat sich besonders im E-Mail-Schriftverkehr die Anrede: „Hallo, Herr Becker“. Doch Vorsicht: Gerade ältere Geschäftspartner schätzen diese Anrede nicht immer und empfinden sie möglicherweise als zu salopp.
Auch ein regionaler Bezug kann in die Anrede eingebaut werden. So ist in Norddeutschland die Anrede „Moin, Frau Müller“ oder in Süddeutschland ein „Grüß Gott, Herr Becker“ durchaus höflich und verbreitet. Vorsichtig sollte man allerdings sein, wenn man sich mit den regionalen Gepflogenheiten nicht ganz so genau auskennt. Ein „Ei gude wie, Frau Müller“ wirkt auch dann deplatziert, wenn Frau Müller aus Südhessen stammt!
Welche Anrede-Formen sind nun richtig und passen zu welchem Kontakt? Hier einige Vorschläge für die Geschäfts- sowie die Privatkorrespondenz (zum Beispiel mit Versicherungen, Banken etc.):
Förmlich/“klassisch“/bei ersten Kontakten (geeignet im Brief und in der E-Mail):
Eher unkonventionell/zu empfehlen, wenn man den Empfänger bereits kennt (geeignet im Brief und in der E-Mail):
Persönlich/nur bei engerem Kontakt oder auch bei einem Glückwunschschreiben (geeignet im Brief und in der E-Mail):
Sehr vertraut/im näheren Kollegenkreis/wenn man sicher ist, dem Empfänger gefällt diese lockere Anrede (geeignet in der E-Mail):
Anreden mit besonderem Respekt und großer Ehrerbietung/nur in ganz besonderen Fällen zu verwenden:
Das erinnert schon sehr an die Zeit der „gnädigen Frau“ und wird meist als altmodisch und angestaubt empfunden. Hier sollte es sich um eine wirklich betagte Person handeln und selbst da stellt sich die Frage, ob diese Person tatsächlich verehrt werden will. Hier gilt besonders: denken Sie an den Empfänger/die Empfängerin.
Ach ja, zum Schluss noch einige Formulierungen, die in der Geschäftskorrespondenz gar nichts zu suchen haben:
Sprechen Sie mich an, wenn Sie noch Fragen zu diesem Thema haben.
Korrespondenztipps aus vorangegangenen Ausgaben: